Antrittsvorlesung

Prof. Dr. Maximilan Bühler

Thema: „Gemeinde“ als Projektionsfläche

Ende Oktober hielt Prof. Dr. Maximilian Bühler seine Antrittsvorlesung an der THR. Er lehrt seit Oktober 2023 Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Homiletik, Seelsorge und Kasualtheorie und ist der erste, der eine solche Vorlesung in der neuen Aula halten konnte.

Bühler wählte ein aktuelles Thema für seine Vorlesung, und zwar die Frage, wie sich Kirchen  angesichts der gesamtgesellschaftlichen Zeitenwende reformieren müssen, um mit den tiefgreifenden Veränderungen Schritt zu halten. Konkret wandte sich der Referent dem Kirchenreformprozess der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Süddeutschen Jährlichen Konferenz zu. Als Schlüssel zur Interpretation diente ihm die Gemeinde – ein gleichermaßen theologisch normativ geladener wie alltäglicher Begriff. Seine empirische Rekonstruktion zeigte, wie der Kirchenreformprozess im Kern eine Reform der Gemeinde intendiert. Durch den neuen Claim „Kirche in Begegnung“ fordert die SJK die Gemeinden programmatisch auf, zu Pionierinnen zu werden, indem sie sich an die Grenzen wagen und die Begegnung mit dem Fremden suchen. Sie sollen Orte der Tischgemeinschaft werden, die es versteht, die liturgische Feier des Abendmahls mit diakonischem Dienst an ihren Nächsten zu verschränken.

Zielfindungs- und Evaluationsprozesse sollen gewährleisten, dass die Gemeinde künftig in ihrer Umgebung vernetzt ist und den Erfolg ihrer Maßnahmen prüft. Kritisch bemerkte Bühler dabei aber auch, dass Kirche eine paradoxe Organisation sei, die letztlich über den Gegenstand ihres Organisierens, also Gott, nicht verfügt.

In den Regionalisierungsprozessen werde, so Bühler, die Gemeinde zum eigentlichen Ort der Kommunikation des Evangeliums erklärt, was zu begrüßen sei. Gleichzeitig gelte es, die Gegenüber­stellung von Ortsgemeinde und anderen kirchliche Praxisformen durch die Vorstellung von regionalen Vergemeinschaftungsformen zu ersetzen, um so  FreshX-Projekte oder Gemeinde auf Zeit als vollgültige kirchliche Orte anzuerkennen.

Die abschließenden Thesen forderten die Zuhörer:innen heraus, sich kritisch mit ihrem eigenen Verständnis von Gemeinde auseinanderzusetzen, denn in den unterschiedlichen Idealbildern von Gemeinde verdichteten sich Hoffnung wie Verlust – beides müsse bewusst werden, um Missverständnisse und Konflikte in den Reformprozessen zu vermeiden.

Dem langen Applaus für die Antrittsvorlesung folgte ein noch viel längerer Empfang, an dem das Gehörte besprochen, alte Bekannte begrüßt und – wie im Falle der Studierenden – der neue Flügel in der Aula ausprobiert wurde.

Die Antrittsvorlesung ist online verfügbar auf Theologische Hochschule Reutlingen (THR) - YouTube.

Zurück

Aktuelles aus der Hochschule